Jundokan-Gasshuku im November 2024 in Okinawa
In Zusammenarbeit mit dem in Okinawa/Naha befindlichen Jundokan Honbu-Dojo werden durch die in Europa gelegenen Shibu-Dojos systematisch in 4 Jahren in Folge in Europa Gasshukus und jedes 5. Jahr in Okinawa ein Gasshuku für alle weltweiten Dojos (54 Länder) durchgeführt.
Aus organisatorischen Gründen wurde das Gasshuku 2024 um 1 Jahr später durchgeführt, obgleich die 70 – Jahrfeier zur Gründung des Jundokan, im Jahre 1953 durch Eiichi Miyazato Sensei, bereits für 2023 vorgesehen war. Eiichi Miyazato folgte damit dem Gründer des Goju Ryu Karate, Chojun Miyagi, nach.
An den Gasshukus nehmen i. A. Jundokan – Karateka aus Europa, USA, Kanada, Afrika, Australien, Südamerika, Israel und Japan teil.
Im November 2024 waren 250 TeilnehmerInnen nach Okinawa gereist. Aus Österreich waren vor allen dem Jundokan zugehörige Vereinen aus Wien und Niederösterreich mit insgesamt 25 Karateka angereist und stellten somit eine starke Delegation dar. Den SSC HTL-Hollabrunn vertraten Dr. Friedrich Gsodam und Barbara Toifl, 4. Dan, Instruktorin des ÖKB (Foto1).
Die Anreise per Flugzeug von Österreich über Taiwan nach Naha/Okinawa dauert 14 Flugstunden. Unterkünfte und Hotels standen zufolge guter Planung der Veranstalter in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Die Veranstaltungen wurden inhaltlich und örtlich in mehreren Teilen und an verschiedenen Orten durchgeführt.
Der erste Teil des 14-tägigen Aufenthalts wurde im Wesentlichen mit Training im Jundokan Dojo verbracht (Foto 2), im 2. Teil wurde im Kaikan (Foto 8) und im Budokan (Foto 3) trainiert, 2 großen Sportanlagen im traditionellen okinawischen Stil. Danach folgte eine Reise in die Geschichte Okinawas.
Mit Bussen wurden die TeilnehmerInnen zu historischen Stätten gebracht; so in den Süden Okinawas, wo kurz vor Ende des 2. Weltkriegs Okinawa durch Amerika angegriffen wurde. Die Stellungen und zum Teil unterirdischen Anlagen der Verteidiger können dort besichtigt werden. Die Kämpfe waren mit großen Zerstörungen und hohen Verlusten der Bewohner Okinawas verbunden.
Ein weiteres wichtiges Besucherziel war natürlich Shuri Castle (Foto 4), das vor 2 Jahren durch ein Unglück teilweise abgebrannt ist und sich jetzt im Wiederaufbau befindet.
Besonders bedeutsam waren der Besuch der Grabstätte des Miyazato Eiichi Sensei im Nahbereich Nahas, dem Gründer des Jundokan (Foto 5) sowie des Denkmals von Chojun Miyagi in Naha.
Einen wichtigen Teil eines Gasshukus stellt das „Shibucho Meeting“ (das Treffen der Ländervertreter) dar, welches zum Austausch und der Beratung weiterer gemeinsamer Ziele dient. Einen wesentlichen Teil des Gasshukus bildete für die Karateka die Durchführung von Dan – Prüfungen. Diese fanden im Jundokan Honbu-Dojo statt, und beinhalteten Prüfungen vom 1. Dan bis zum 8. Dan (Foto 2).
Das Training aller 250 TeilnehmerInnen fand im Kaikan und Budokan statt, wo gemeinsam und auch in Leistungsgruppen trainiert wurde.
Den Höhepunkt der Veranstaltung stellte zweifellos die Ehrung des Gründers des Jundokan, Eiichi Miyazato Sensei (1922 – 1999), im Rahmen einer Feier im Festsaal des Hotel Novotel, Naha, dar. An dieser Feierlichkeit nahmen mehrere höchstrangige Großmeister wie z.B. Meitatsu Yagi, teil.
Diese Ehrung führte der Sohn des Eiichi Miyazato Sensei, Yoshihiro Miyazato Sensei, durch, der derzeitiger Kancho und somit Leiter des Jundokan ist.
Anlässlich dieser Veranstaltung wurde Dr. Gsodam der 10. Dan verliehen (Foto 6), was die Wertschätzung und Achtung seines jahrzehntelangen Karatedo ausdrückt und eine Auszeichnung ist, die nur sehr selten Personen zuteil wird, die keine Japaner sind.
Die Trainings im Kaikan und Budokan waren geprägt durch variable Trainingsgestaltung unter Nutzung der großen verfügbaren Räumlichkeiten, die inhaltliche und strukturelle Möglichkeiten eröffnete. Die Fotos geben einen deutlichen Eindruck wieder (Fotos 7 und 8).
Die Feierlichkeit beinhaltete auch eine Präsentation der teilnehmenden Länder. Es wurde dabei vor einer Besuchergruppe bestehend aus hochrangigen Politikern, Pressevertretern etc. Kata und/oder Bunkai zu präsentiert, was großen Anklang fand. Unsere Österreich-Truppe präsentierte die Kata Shisochin (Foto 9); Dr. Gsodam gemeinsam mit 2 anderen Meistern aus Frankreich und aus Alaska präsentierten die Kata Tensho (Foto 10).
Den Abschluss der Feier und des Gasshuku bildete die Sayonara-Feier im Novotel, mit köstlichen okinawischen Speisen, Musik und Gesang. Ländervertreter waren dabei eingeladen, Musikstücke aus ihren Ländern zu präsentieren, was außerordentlich beeindruckend war und von den TeilnehmerInnen besten angenommen wurde. Wir Österreicher haben in bewährter Weise den „Steirischen Brauch“ gesungen (Foto 11), den viele der TeilnehmerInnen schon von früheren Veranstaltungen kannten und freudig mitschunkelten.
Der 3. Teil der Veranstaltung in der 2. Woche wurde im Sinne von „Special Trainings“ mit den Meistern des Jundokan im Jundokan Honbu Dojo abgehalten und diente dazu, spezielle Abläufe mit Partnern zu trainieren und eigene Fragen beantwortet zu bekommen.
Mit einem mehrtätigen Aufenthalt in Tokyo wurde die Reise zum Gasshuku in Japan abgeschlossen. Es bot sich dabei die Möglichkeit einige besondere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Darunter das Tokyo Metropolitan Government Building Nr. 1 (242 m hoch, 48 Stockwerke), wo sich im 45. Stock eine frei zugängige Aussichtsplattform mit überragender Aussicht auf Tokio befindet. Die Fassade dieses Gebäudes, die als Projektionsfläche für Lichtshows genutzt wird, ist seit 2024 im Guinessbuch der Weltrekorde als weltgrößte Projektionsfläche (siehe Foto 12) enthalten. Beeindruckend waren auch der Besuch des Samurai-Museums und des Schwertmuseums (Fotos 13 und 14).
Den tatsächlichen und großartigen Abschluss dieser Kulturreise bildete allerdings der Besuch des Fuji San, Japans heiliger Berg, der sich ca. 90 km südwestlich von Tokio befindet. Mit dem Zug ging es nach Fujikawaguchiko zum Kawaguchikosee. Dort bot sich der prächtige Anblick des beeindruckenden Fuji San und man kann verstehen, dass sich jeder Japaner wünscht, einmal diesen Berg zu sehen oder zu besteigen (Foto 15).